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Schnell Rausgehen…

Wer noch nie einen Einjährigen für draußen angezogen hat, weiß nicht wie es ist, einen Einjährigen für draußen anzuziehen. Spoiler: Ganz schön zach!

„Wir gehen jetzt raus – das wird richtig super. Wir müssen dich nur noch anziehen“, sag ich gespielt enthusiastisch zum Kind. Wir beide wissen da schon, dass nicht "wir" ihn anziehen müssen, sondern ich – und er sich wehren wird. Sehr hart wehren wird.

Obwohl das Baby es draußen liebt, läuft es erstmal weg. (Kein Mensch kann sich vorstellen, wie schnell so kurze Fußerl schon sprinten können!) Ich verfolge, schneide und erwische es schließlich. Wir setzen uns auf unsere Stiege im Vorhaus. Der Bub auf meinem Schoß dehnt sich durch. Was heißt dehnen – er überstreckt sich so, dass ich Kopf und Beine gar nicht mehr sehe. Er ist nur noch Bauch. Routiniert drehe ich ihn in die richtige Position, fixiere ihn mit einer Hand und greife mit der anderen zum Skianzug. Jetzt klemme ich ihn an der Hüfte zwischen meine Knie und schnapp mir einen Fuß. Das Kind haxelt. „Keiner geht raus, bevor er nicht angezogen ist! Also irgendwer wahrscheinlich schon – aber nicht wir. Hoit di bitte stad!“ Das Kind hält überraschenderweise inne. Aber nur um Kraft zu sammeln. Für ein unkontrolliert wildes Parallel-Haxeln. Unbeeindruckt drehe ich das erste kleine Bein in den Skianzug – dann das zweite. „Gut gemacht“, lobe ich grundlos und stelle den Buben hin. Der lässt sich wie ein nasser Sack fallen und bleibt am Bauch liegen. Ich knie mich hin, ziehe ihn vorsichtig an den Füßen zu mir und drehe ihn auf den Rücken. Jetzt überstreckt er sich wieder. Gespielt cool nehme ich erst den rechten, dann den linken Arm und wuzel alles in den Anzug. So. Jetzt der Reißverschluss. Ich rieche meinen eigenen Schweiß und noch bevor mir grausen kann, greife ich zu den kleinen Schuhen. Ich nehme den Burschen wieder auf den Schoß und gebe ihm zwischendurch ein Bussi auf die lieben Haare. Was ihm komplett wurscht ist. Er will keine Schuhe. „Wir haben schon so viel geschafft – aufgeben ist keine Option“, bin ich entschlossen und drehe den einen Fuß in den Schuh. Dann den zweiten. Durch ein gut taktiertes Haxeln rutscht der erste Fuß aber wieder raus und ich muss nachbessern. Ich setze das Kind auf den Boden, um mich selbst anzuziehen. Noch bevor ich richtig anfange, flüchtet es ins Klo um dort Handtücher auszuräumen. (Memo an mich: Immer – wirklich immer – die Klotüre zumachen!) Wie im Schnell-Zeitraffer binde ich meine Schuhbandln, ziehe die Jacke an und setz die Haube auf. Jetzt muss das Baby ausm Klo!

Ich gehe mit den dreckigen Schuhen rein, hebe mein Junges auf und hieve es zurück ins Vorhaus. „Die Haube noch“, kündige ich überflüssigerweise an. Das Kind weint jetzt und hört mir nicht mehr zu. Das tut mir irgendwie leid. Ich setze ihn ab, streichle über seine weichen Wangen und drapiere zeitgleich mit einer Hand seine Haube. Jetzt packe ich die bereits präparierte Tasche mit Windeln, Trinken, Mandarinen, Ditti und Handschuhen. Das Weinen wechselt in ein Biezeln – darum nehme ich das Kind einhändig hoch. 12 Kilo. Ich bin mittlerweile echt ziemlich hart im Nehmen. So. Haustüre auf, zu, Schlüssel rein und zusperren. Dann zum Kinderwagen. Fellsack richten, Kind rein, zuklappen und sofort anfangen zu schieben. Oida. Ich bin komplett erledigt - obwohl wir jetzt erst losgehen! Das Kind freut sich und ist sichtlich glücklich. Darum geben wir uns die ganze Gaudi höchstwahrscheinlich auch morgen wieder... Yay.

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