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Der vollkommene Moment

Es ist ein Gefühl, wie nach einer durchzechten Partynacht. Wenn es langsam dämmert, sich der Himmel in ein weiches hell-lila färbt, die Müdigkeit schwer an den Beinen hochkriecht, aber man so aufgedreht ist, dass man unmöglich einschlafen kann.

P. und ich liegen uns gegenüber. Es ist leise – nur unsere Herzen schlagen wie verrückt. In mir verdrängen sich die Eindrücke. Ich will so viel sagen und doch höre ich nur der Ruhe zu.

Zwischen uns liegt ein kleiner Mensch und atmet leise. Ganz friedlich hebt und senkt sich der weiche Baumwollbody über seiner Brust. Ein halber Meter Leben. Winzige Finger, eine unberührt-zarte Haut und feine, schwarze Härchen am Kopf. Erst vor ein paar Stunden sind wir seine Eltern geworden. Ein einziger Atemzug und dieses Wunder war da. So, als ob es immer hier hingehört hätte. Als ob alles in und um uns - ohne es zu wissen - immer nur darauf gewartet hätte.

Ich blinzle langsam und lächle P. an. Wie oft müssen wir diesen kleinen Menschen wohl füttern? Ist ihm warm genug? Wann muss man ihn wickeln? Wie badet man ihn? Wie können wir ihm die besten Eltern sein? Und wie ihn ein Leben lang beschützen?

Es gibt keine Antworten. Gerade gibt es nur diesen einen perfekten Moment. Das echte, unverfälscht-pure Glück. Den vollkommenen Frieden. Und das tiefe Vertrauen darauf, dass alles was wir jemals wissen müssen, jetzt gerade zwischen uns liegt.

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