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Die Wiese voller Gänseblümchen

Wir stehen barfuß im großen Garten meiner Großeltern. Es ist sommerlich warm, das sattgrüne Gras und hunderte kleine Gänseblümchen kitzeln unsere Zehen. Mein Herz klopft wie wild. P. hält meine Hand.

Als Oma aus der Haustüre kommt, würde ich sie am liebsten sofort umarmen. Das Selbe bei Opa – aber wir bleiben auf Abstand. Die beiden wirken kleiner als sonst. Und ein bißchen müde. Es ist eine gefühlte Ewigkeit her, als wir uns das letzte Mal nahe waren und miteinander gelacht haben. Dabei können wir das so gut.

Wir winken den beiden und sie rufen uns zu, wie es uns geht. Wir nicken und Oma lächelt ihr warmes Lächeln. Dann halten P. und ich ein selbst gebasteltes Schild hoch.

Es dauert eine Weile, bis die beiden es auf diese Distanz lesen können. Dann setzt Oma sich auf die kleine Mauer neben dem Hauseingang und Opa wischt sich warme Tränen von den Wangen. Sie umarmen sich, Opa streichelt Omas Rücken. Ich will diesen Moment für immer festhalten.

P. und ich kommen etwas näher. Nie unter zwei Meter, aber so weit, dass wir uns ein bisschen unterhalten können. Es ist schön ihre Stimmen direkt und nicht nur übers Telefon zu hören. Sie klingen aufgeregt und voller Freude. Dann schauen wir uns für einen Moment einfach nur an und wissen, wenn das hier endlich – endlich - vorbei ist, ist alles anders.

P. und ich verabschieden uns und steigen ins Auto. Wir sind ein bißchen wehmütig, aber glücklich. P. dreht an der Zündung und fährt vorsichtig los.

Wir lassen die Fenster runter, und den warmen Wind herein. Wir kommen auf die Hauptstraße, fahren schneller und ich summe zu meinem Lieblingssong „Safe“ von Bay Ledges. Meine Haare tanzen unbekümmert im Fahrtwind, ich atme lange aus, schließe die Augen und strecke meinen rechten Arm aus dem Fenster. Das Schild liegt ruhig und sicher am Rücksitz. „Wir kriegen ein Baby.“

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