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Polizei-Kontrolle 2023

Ich sitz im Auto und fahr in die Arbeit. Stadtverkehr. Gerade habe ich „Vienna Calling“ gesungen, getanzt und instrumental aufm Lenkrad begleitet. Jetzt hör ich mir eine Sprachnachricht von einer Freundin an. Der Tag wird super! Ich schau kurz rechts. Ein Auto fährt genau auf meiner Höhe, der Fahrer macht eine komische Kopfbewegung. Oag. Im Sommer flirten die hier schon auf nüchternen Magen. Ich lächle verlegen, fühle mich ein bisserl geschmeichelt und ignoriere dann das doch etwas unangebrachte Früh-Gebalze lässig.

„Entschuldigung! Fahren Sie uns bitte direkt nach!“ Ich schau nochmal und seh erst jetzt die Uniform. Und dass das neben mir zwei Polizisten in am Zivil-Fahrzeug sind.

Wurscht. Sowas ist mir früher öfter passiert. Ich hab an kurzen Rock an und bin schlagfertig – quasi a gmahde Wiesen. Ich steig aus und sag hinter vielen lächelnden Zähnen: „Guten Morgen!“ Die beiden Polizisten grüßen schon fast unangenehm ernst zurück. „Führerschein und Zulassung bitte. Sie wissen, warum wir Sie aufgehalten haben?“ Ich friere mein Lächeln ein. „Ja, ein bisserl schon. Aber das ist auch ein Missverständnis. Ich hab nämlich gar nicht telefoniert oder handygeschrieben.“ Ich wirke etwas dümmlicher als geplant. Aber mei. Früher hat das auch immer gezogen. Ich streiche mir Haare ausm Gesicht. Sicher ist sicher.

„Das ist unerheblich. Sie haben mit dem Handy hantiert“, kontert der Kopfbewegungs-Polizist emotionsleer. „Ja, das stimmt. Das tu ich sonst aber nie…“ Gleich haben sie Verständnis. Oder Mitleid. Oder beides. „Tja. Das macht 100 Euro!“

Ich schlucke. Des gibt´s ned. HUNDERT?! Da muss doch etwas zu machen sein. „Das ist aber echt viel. Und ihr seids auch echt ziemlich streng…“ Pause. Keiner sagt was. Überlegen sie, wie sie mich da rausboxen könnten? „Dieser Betrag ist gesetzlich vorgeschrieben und auf Beamtenbeleidigung folgt eine noch höhere Strafe. Möchten Sie jetzt bezahlen oder nicht?“

HA – gerade als ich dachte, das sind zwei ganz harte Knochen, macht mir der Beifahrer-Kiwara doch noch ein Angebot. Ich atme erleichtert aus. „Phu. Wenn ihr mich so fragt, dann natürlich lieber nicht“, lächle ich wieder. Geht ja. „Gut!“ nimmt der andere zur Kenntnis. „Dann folgt für Sie eine Anzeige und ein Bußgeld von über 200 Euro.“

Ich kann es nicht fassen. Keine Chance. Nicht ein Funken Verhandlungsspielraum. Ich muss aufgeben. Einfach so. „Ich hols da vorne beim Bankomat“, sage ich monoton und desillusioniert. Ist es mein Alter? Oder dieses ganze MeToo-Zeug, das mir jetzt hier gerade das Gnack bricht? Ist es irgendwann nicht mehr zeitgemäß mit Polizisten über Strafen zu verhandeln? Und wenn ja - warum muss ich das so lernen?

Bei der Übergabe der zwei 50er halte ich die Scheine ganz fest und lasse sie erst los, als der eine Kapperlständer (jaha… Beamtenbeleidigung, i woaß) energisch daran zieht. Dann stellt er mir einen Beleg aus und übergibt ihn fast schon wohlwollend. „Damit Sie eine kleine Erinnerung an uns und das hier haben.“ Ich bin überrascht. Ein Schmähchen am Ende?! Aber jetzt will ich nimmer. Ich fühle mich alt und korrekt und unangebracht. Und wär´s nicht so schweineteuer, würde ich darüber auch gerne a kurze Sprachnachricht aufnehmen…

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