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Mam lernt nie aus

Als Mama lernt man jeden Tag. Am Anfang, wie man dem Buzi eine Windel anzieht. Dann, wie man es möglichst ohne Wassermassaker badet. Irgendwann, wie man es den Temperaturen angemessen anzieht und auch, was man alles braucht wenn man damit außer Haus geht. Wie heute. Ich will mit dem Baby an die frische Luft und entscheide mich für eine Runde um den Schwarzensee. Waldseeidylle nach einer kurzen Autofahrt. Mei, das wird super! „So Spatzi. Die Mama zieht dich jetzt an.“ Babysprache. In der dritten Person. Aalter… Das Kind lacht fröhlich. Wie fast immer. Der Bub ist ein Segen. Ich lege ihn auf eine Decke am Boden und wuzel den lieben, Gott sei Dank noch recht biegsamen, Körper in Body, Strumpfhose, Pullover und Omas Mini-Wollsocken. Die Stimmung ist gut. Ich hole den dunkelblauen Fleece-Anzug – „die letzte Schicht und dann nur noch a Haube“, beruhige ich uns. Das Baby liegt bewegungsunfähig vor mir. Super. Warte. Was, wenn es Hunger kriegt oder spuckt oder Unterhaltung braucht? „Ich bin gleich wieder da“, singsage ich viel zu hoch und mixe 200ml Wasser in eine Thermoskanne. Dann 6 Löfferl Milchpulver in einen Portionierer. Und nehm ein leeres Flaschi. Und einen Löffel zum Umrühren in Küchenrolle. Dann renne ich die Stiege rauf. Immer zwei Stufen auf einmal. Im Kinderzimmer nehme ich eine frische Windel aus dem Kastl. Ach, lieber gleich zwei. Dann ein Mulltuch. Und einen Wechselbody. Und ein Jackerl. Und Wigant - das Stoffschaferl. Hab ich was gehört? Das Baby! Ich sprinte runter. 2,4,6,... Das Kind unterhält sich angeregt mit der Katze. Ich trage sie ins Vorhaus. Katzenhaare können ein Hund sein. So. Jetzt der Rucksack und gschwind alles rein. Das Baby kriegt rote Wangen. Ich hebe es auf, trage es ins Vorhaus und setze es ins Maxi Cosi. Die Katze wieder rein. Ist nur mir so heiß? Ich kippe das Fenster und geb dem Buzi einen Ditti in den Mund. Einen Schnuller. (Keine Ahnung, ob ich jemals wieder normal reden werde…) Jetzt zieh ich mir Schuhe an. Zum Binden. Zweimal! Ich schwitze am unteren Rücken. Noch den Mantel, Schal und die mintfarbene Haube. Das Baby reibt sich die Augen. Und dabei den Ditti (nein, mein Vokabular ist für immer verdorben…) aus dem Mund. Ich gehe gedanklich den Proviant durch. Hab ich Wasser für mich eingepackt? Brauch ich. Ich zieh die Schuhe wieder aus (Eichenboden natur, geölt - ihr versteht mich) und hole mir eine Glasflasche mit Wasser. Dann zieh ich mir die Schuhe wieder an. Und binde sie. Scheiße. Feuchttücher! Ich ziehe die Schuhe wieder aus und renne die Stiege rauf. 2, 4, 6… Und wieder runter. Mein Herz hämmert, meine Schläfen pochen gegen das Mint. Ich suche den Schlüssel und das Geldtaschl und zur Sicherheit auch meinen Mundschutz. Beim Finden denke ich - leicht schwindelig – dran, dass ich noch das Gestell vom Kinderwagen und die Wanne ins Auto tragen muss. Und das Baby. Das Baby! Ich suche am Boden nach ihm und beuge mich schwer schnaufend zu ihm runter. Meine Zunge ist klebrig, mir ist so heiß wie noch nie. Mein Blick sucht seinen und da ist es. Ein unkompliziert-entspanntes Lächeln. „Alles easy“, würde es sagen, wenn er könnte. Ich hole tief Luft, lächle zurück und streichle ihm über die kühlen Wangen. „Wie recht du hast.“ Als Mama lernt man jeden Tag…


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