Kochende Hormone
- Steffi Schwarz
- 1. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Juni
Hormone sind Botenstoffe. Sie geben Infos zwischen Zellen weiter und sind sehr wichtig. Und sie sind Arschlöcher. Vor allem, wenn man schwanger ist. Ich weiß das, weil ich sie vor 4,5 Jahren nicht mochte. Und es jetzt – ein Monat bevor wir Baby Nummer 2 kriegen - wieder nicht tue.
Versteht mich nicht falsch. Der weibliche Körper ist unbeschreiblich grandios. Er ist nackt nicht nur schöner als der eines Mannes, sondern schafft es einfach so nebenbei einen Menschen zu machen. Aus quasi Nix formt er ein lebensfähiges Meisterwerk mit Hirn, Knochen und diesen winzigen Locherln am Unterlid, bei denen Tränen rauskommen, wenn man traurig ist. Das alles ist ein absolutes Wunder. Und ich schätze und ehre es als genau das.
Aber dieses ganze Drumherum – und eben diese volle Dröhnung Hormone – ist halt einfach auch oasch. Für mich. Für mein Umfeld. (P und H, ich liebe euch) Und für meine Küchenmaschine. Was ich seit der letzten Schwangerschaft nämlich komplett vergessen und mir erst wieder schmerzlich in Erinnerung gerufen habe, ist nicht etwa, dass man in dieser "besonderen" Zeit gerade nicht nur ziemlich blad wird. Oder man sich nicht mehr gscheid ducken kann. Dass Ärzte mit einem wie selbstverständlich über Hämorrhoiden und Wasser in den Beinen reden. Oder die bevorstehende Geburt, den Freiheitsentzug, die (sama uns ehrlich) massive anfängliche Überforderung. Sondern, dass man – wenn man nicht mehr arbeitet und wieder dauernd daheim ist – jeden verdammten Tag kochen muss.
Und ja, es mag Menschen geben, die das erfüllt. Die sich meditativ dem Schneiden und Anbraten hingeben und voller Vorfreude auf die kommenden Tage blicken, um kulinarisch noch ein bisserl mehr aus sich rauszuholen. Aber so bin ich nicht. So war ich nie. Und ich hasse es. Dieses elendige Gedanken-machen darüber, was ich denn heute wieder "zaubere". Obs jedem schmeckt. Was ich dafür noch einkaufen muss. Jeden. Einzelnen. Tag.
Aber es hilft halt auch einfach nicht und so versuche ich mich heute (damits nicht wieder Wurstnudeln, Pizza oder Spotzn gibt) an "Pasta mit Spargel-Zitronensauce". Meine Küchenmaschine (eine Lidl-Billigversion vom Thermomix) leitet mich Schritt-für-Schritt an. Jede Zwiebel und jedes Stück Spargel, das ich selbst schneiden muss, nervt mich. "Dann brauch ich die Maschin eigentlich eh nicht und kanns gleich ganz selbst kochen“, feinze ich lautlos. Noch nichts ahnend, dass dieses Scheißdrum jetzt erst so richtig loslegt. „Zwei Bio-Zitronen reiben und zur Seite stellen.“ Kann sie auch nicht selbst. Super. „Nudeln nach Anleitung sieden“ und "Parmesan hobeln". Ich rolle mit den Augen. Wofür hab ich dich eigentlich? Ich tu trotzdem, was mir angeschafft wird und mixe alle Zutaten und Gewürze genau nach Anleitung in diesem Kessel zusammen. Dann kocht die Gaudi für 15 Minuten vor sich hin. Kein Mensch weiß, warum so lange… Offensichtlich nicht einmal die Maschine selbst. Übrig bleiben nach der abgelaufenen Zeit nämlich ungleich blass angebratene, unterschiedlich große Zwiebelstücke. In ein bissl Wasser mit Parmesan-Klumpen. Und oben aufschwimmender Pfeffer. Ernsthaft? Ich drücke noch einmal weiter im Rezept. „50ml des vorhin aufbewahrten Nudelwassers beifügen.“ Wos aufbewahrtes Nudelwasser? Welches aufbewahrte Nudelwasser?!? Das, das ich grad vorhin ahnungslos in den Abfluss geschüttet hab?! Bleds Drum. Ich atme lange aus, versuche flexibel zu bleiben und nehm normales Wasser. Was natürlich alles noch einmal verschlimmert. Weitere zehn Minuten später serviere ich meiner Familie zusammengepickte Nudeln in Zwiebel-Parmesan-Pfeffer-Wasser. Drüber ungleich lange und viel zu harte Spargelstückerl. Von den mühsam geriebenen Zitronen war im Rezept nie wieder die Rede. Ich ärgere mich massiv, gehe gedanklich sehr viele Fäkalausdrücke durch und entschließe in diesem Moment, dass mich Kochen jetzt bis auf weiteres (wahrscheinlich übermorgen) erstmal so richtig am Oasch lecken kann. Morgen kaufma uns a Bosna. Es lebe die Hausfrau von heute. Und es leben meine (!&&%!&?) Hormone.
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